FAQ

Warum geht es in diesem Wörterbuch um „Krieg“?

Es gibt viele offensichtliche Gründe, aber einer der wichtigsten ist wahrscheinlich dieser: eventuell können wir durch das Bilden von Begriffen Wege entdecken, wie wir uns gegen - wie es heute bezeichnet wird - einen Ausnahmezustand, der zur Regel wird, wehren können.

Heutzutage scheint auch Krieg Subjekt eines Deregulierungsprozesses zu sein, der alte Gewissheiten radikal in Frage stellt. WOERTERBUCH DES KRIEGES ist angetreten, um sich Krieg entgegenzustellen und gleichzeitig zum „Desertieren“ aufzurufen, von einem Krieg der Wörter, in welchem Fakten mit solcher Gewalt in Kommunikation und Propaganda produziert werden, dass sie anscheinend nicht mehr in Frage gestellt werden können.

Krieg ist eine „konstituierende Form einer neuen Ordnung“, die kein Innen oder Außen mehr kennt, die nicht nur Leben zerstört, sondern auch produziert. In dieser neuen Weltordnung gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Krieg und nicht-Krieg: Krieg ist fortdauernd und überall.

Was ist das Ziel des Projekts?

Wenn wir einen Beitragenden einladen für das WÖRTERBUCH DES KRIEGES einen „Begriff zu bilden“, sind wir eher von unserem Bedürfnis getrieben, etwas sehr heterogenes und pluralistisches in einer kollektiven oder kollaborierenden Art und Weise zu schaffen oder zusammenzusetzen als nur noch weitere Ausnahmen oder Sonderfälle zu produzieren. Uns ist sehr wohl bewusst, dass es keinen Weg zurück gibt zur Idee von universellem Wissen, also ist der zurgunde liegende Ton des Projektes eine Weigerung von beidem: vereinheitlichenden und vereinfachenden Vorstellungen, wie auch Partikularismus und Exceptionalismus.

Das Ziel des WOERTERBUCH DES KRIEGES ist die Bildung oder Umwertung von Begriffen transparent zu gestalten, in einem mehr oder weniger offenen Prozess, in welchem interveniert werden kann und muss. Gleichzeitig ist das Ziel, ein Modell zu entwickeln, dass das Bilden von Begriffen auf der Basis nicht von Interdisziplinarität sondern eher Undiszipliniertheit neu definiert, nicht in einem ko-operierenden, sondern eher einem kollaborierenden Prozess.

Was charakterisiert einen „Begriff“?

Als einen „Begriff“ verstehen wir einen Fachausdruck, der neue Möglichkeiten herstellt, relevante Aspekte von Situationen zu erkennen, denen wir heute begegnen.

Es gibt keine Einschränkungen das Format betreffend. Jede Ausgabe des WOERTERBUCH DES KRIEGES setzt sich aus einer weiten Bandbreite und Vielfalt von Formaten zusammen: Vorträge, Choreographien, Filme, Diashows, Lesungen oder welches Format auch immer die Autoren, Schauspieler, Organisatoren oder „Begriffspersonen“ auch aussuchen.

Wie werden diese „Begriffe“ präsentiert?

Jeder Begriff wird in einem Zeitfenster von zwanzig bis dreißig Minuten präsentiert. Die Begriffsperson kann diese Zeit nutzen wie sie will. Jede Ausgabe des WOERTERBUCH DES KRIEGES besteht aus fünfundzwanzig Begriffen, die in alphabetischer Reihenfolge und ohne Pause, an zwei Tagen präsentiert werden.

Die Formulierung und Auswahl der jeweiligen Begriffstitel, die Bestimmung ihres Inhalts und die Entscheidung für ein bestimmtes Format oder einen Modus der Präsentation obliegt der eingeladenen Begriffsperson.

Wie wird das Projekt dokumentiert?

Alle gebildeten Begriffe werden durch drei Kameras auf Video aufgezeichnet, live gemischt, in Echtzeit encodiert und ins Internet hochgeladen. Begriffspersonen werden gebeten ein Manuskript aber auch Zusatzmaterial zur Verfügung zustellen, dass das dreißig minütige Zeitfenster ruhig überschreiten kann. Dieses Zusatzmaterial wird zusammen mit den Videoaufzeichnungen auf der Webseite WOERTERBUCHDESKRIEGES.DE präsentiert. Die Videoaufzeichnungen der Präsentationen sind unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Sie stehen daher zum Weiterbearbeiten für folgende Ausgaben, zur Kommentierung, Diskussion und weiteren Veröffentlichung zur Verfügung, wobei selbstverständlich auf den ursprünglichen Beitrag und die ursprüngliche Konzeptperson verwiesen werden soll.

Eine Auswahl der ersten vier Ausgaben wurde im Frühjahr 2008 als Buch in deutscher Übersetzung durch den Merve Verlag, Berlin, herausgegeben.